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Presseberichte

Messe Brünn will die Saison im September neu starten

 

"Ich hoffe, dass sich die Lage in der Tschechischen Republik und in Europa allgemein in den kommenden Monaten beruhigen wird und wir die Messesaison ab Ende August starten können. Wir haben den Vorbereitungsplan der für uns wichtigsten Industriemesse MSV angepasst, damit Austeller mehr Sicherheit bei der Durchführung der Messe haben. Wir intervenieren so viel wie möglich bei der tschechischen Regierung ", sagt Jiří Kuliš, General Direktor der Brünner Messegesellschaft, über die aktuelle Situation der Messe Brünn AG.

Was hat bei Ihnen das Coronavirus verursacht?

Niemand im Unternehmen wurde krank, aber die Gesundheit des Unternehmens wurde durch das Virus stark beeinträchtigt. Erst Ende Februar in unserer deutschen Niederlassung in Düsseldorf, danach bei uns. Damit sind wir natürlich nicht allein. Die gesamte Messewelt, von China über Europa bis in die USA, wurde von der Pandemie völlig aus der Bahn geworfen. Das etablierte europäische Messejahr ist gestört, viele Änderungen sind notwendig, auch in unserem Kalender. Ich glaube, dass die Aussteller die Situation als außergewöhnlich wahrnehmen und sie nicht sagen werden: die Messe hat nicht stattgefunden und deshalb brauchen wir sie beim nächsten Mal auch nicht. Die Unternehmen werden diese Plattformen auch weiterhin benötigen.

Wie ist die Situation in der Tschechischen Republik?

Die Regierung hat sehr schnell drastische Maßnahmen ergriffen, einschließlich der Schließung von Grenzen. Die Tschechen haben sofort angefangen Masken zu nähen und die Hygienevorschriften eingehalten. Die Epidemie ist dadurch unter Kontrolle und die Zahlen sind ermutigend. Auf der anderen Seite hat die Wirtschaft und auch wir , gelitten. Messen wurden ebenso verboten, wie Massenveranstaltungen Festivals, Konzerte und Sportveranstaltungen. Wir lehnen es ab, in denselben Topf mit Festivals, Fußball unter einer undefinierten Anzahl von Massenveranstaltungen geworfen zu werden. Messen verhalten sich logistisch wie Einkaufszentren und wir fordern deshalb, dass Messen aus diesem Topf herausgenommen werden. Messen sind in erster Linie B2B-Plattformen, auf der sich Händler treffen, nicht die breite Öffentlichkeit. Das müssen die Regierungen in Betracht ziehen.

Aber einige der Messen sind doch sehr gut besucht?

In einigen Fällen werden bei uns Messen von 50 bis 100 Tausend Menschen besucht, jedoch über einige Tage gestreckt. Die Besucher verteilen sich tagsüber auf dem großen Areal des Brünner Messegeländes. Dies ist auch unser Hauptargument. Messen sind kein Stadion, in dem zwanzigtausend Menschen gleichzeitig anwesend sind. Messeverwaltungen haben Erfahrung mit der Steuerung von Personenströmen. Ich sehe deshalb keinen Grund dafür, warum Regierungen Messen verbieten sollten, wenn Einkaufszentren eröffnet werden. Es wäre diskriminierend.

Hat die tschechische Regierung einen Zeitplan für die Lockerung der Maßnahmen genannt?

Ein Zeitplan ist vorhanden. Es hängt von der Entwicklung der Pandemie ab. Sommerfestivals wurden verboten aber die Eröffnung von Einkaufszentren wird für Anfang Juni erwartet. Die unterbrochene Messesaison wollen wir Ende August mit der Messe Styl / Kabo beginnen. Wir sind kein Festival, sondern eine Messe, die logistisch mit einem Hobby-Markt oder einem Supermarkt vergleichbar ist. eine Messe ist eigentlich ein B2B-Supermarkt. Wir sagen der Regierung, dass sie auch Messeveranstaltungen zulassen muss.

Was sind die anderen Hindernisse, neben dem aktuellen Messeverbot?

Das größte Hindernis sind geschlossene Landesgrenzen im Schengen-Raum. Die EU hat in diesem Sinne aufgehört zu existieren. Reisende aus anderen Ländern können nicht nach Europa reisen. Dies ist ein großes Problem für Messen, insbesondere für solche, die wirklich international sind. So nehmen beispielsweise die Hälfte der Aussteller und ein Fünftel der Besucher aus dem Ausland an der Internationalen Maschinenbaumesse MSV in Brünn teil. Aussteller aus Deutschland, Italien, Österreich, der Slowakei und der Schweiz sind sehr wichtig. Und die ausländische Aussteller erwarten auch Besucher aus Nachbarländern. Das Reisen muss entspannt möglich sein, sonst kann keine internationale Messe funktionieren.

Weitere weiteren Herausforderungen gibt es für die für Messen?

Die Verschiebung der Messetermine findet europaweit statt, der Messekalender wird im Herbst 2020 und im Frühjahr 2021 immer dichter. In dieser Zeit wird es viele branchenähnliche Messen geben und wir werden in eine unnötige Messekonkurrenz kommen. Paradoxerweise kann dies die regionalen Messen stärken.

Welche Messen wurden bei Ihnen storniert?

Die Frühlingsmonate März und April sind normalerweise die Höhepunkte unserer Aktivitäten. Es war schmerzhaft, die TECHAGRO, die drittgrößte Agrartechnikmesse in Europa, unsere Gastveranstaltung, die Elektromesse Amper, und die SALIMA, eine Fachmesse für Lebensmittel und Lebensmitteltechnologie, abzusagen. Die Winzer freuten sich auf die Weltweinausstellung mit Tausenden von Experten aus aller Welt. Wir haben mit den Branchenverbänden vereinbart, die TECHAGRO auf April 2021 zu verlegen und im November einen alternativen Termin für Salima gefunden, der hervorragend paßt.

Das Flaggschiff des BVV ist die International Engineering Fair MSV. Wie sieht es mit der Vorbereitung aus?

Selbst Mitte März war das Interesse noch relativ groß. Jetzt warten alle ab. Wir und die Aussteller sind unsicher und brauchen ein Licht am Ende des Tunnels und Vertrauen. Aufgrund der Verlängerung des Ausnahmezustands in der Tschechischen Republik und der damit weiter andauenden Unsicherheit, haben wir die Anmeldefrist erst bis Ende April, jetzt bis Mai, verlängert. Ich bitte alle, sich rechtzeitig anzumelden. Wir werden die Rechnungsstellung verzögern, müssen aber mit den Vorbereitungen, nun schon sehr verspätet, beginnen.

Wie sieht es mit der ausländischer Beteiligung aus?

Russland soll das diesjährige Partnerland sein und das russische Ministerium hält weiterhin an einer Beteiligung fest, aber die Situation in Russland ist derzeit unsicher. Die ausländischen Aussteller sind zögerlich und fragen sich, ob sie hierherkommen können. Wir intervenieren bei der tschechischen Regierung, um spezielle Regelungen für Geschäftsreisen, einschließlich Reisen zu Messen zu erwirken.

Was ist Ihre Vision für die diesjährige MSV?

Als Optimist sehe ich die diesjährige Industriemesse MSV als Plattform, um die gebeutelte Wirtschaft und Industrie neu zu starten. Die Hauptvision der MSV ist für mich, dass die Leute keine Masken tragen und dass Hände geschüttelt werden dürfen.

Wird die gegenwärtige Situation die Bedeutung persönlicher Kontakte stärken oder die Wettbewerbsfähigkeit digitaler Plattformen erheblich erhöhen?

In vielerlei Hinsicht erinnert mich die Situation sehr an die Zeit nach dem Angriff auf das World Trade Center in New York, den ich in Amerika erlebt habe. Schon damals war die Rede vom Beginn virtueller Messen im Internet, von Videokonferenzen und dem Ende von Messeveranstaltungen. All dies ist nicht passiert, digitale Konferenzen sind immer nur ein Ersatz. Außerdem sehen die Leute auf Monitoren meist nicht besonders gut aus, was auch für mich persönlich gilt, sodass ich Videokonferenzen vermeide. In allen Interviews mit Firmenchefs steht, dass ihnen der persönliche Kontakt zu Geschäftspartnern und Mitarbeitern fehlt. 

Wie geht es Ihren Mitarbeitern?

In der Tschechischen Republik wird der Begriff "Unangestellter" verwendet, für Menschen, die staatliche Unterstützung in Form von Kurzarbeit erhalten. Das Management und ein Teil des mittleren Managements befassen sich mit täglichen Krisenmaßnahmen. Teams, die die MSV und weitere Veranstaltungen vorbereiten, arbeiten vom Zuhause aus. Ich habe aber das Gefühl, dass sie die Situation nicht sehr genießen können und gerne in die Büros zurückkehren würden. Home Office und Skype sind auf Dauer keine Lösung. Wichtige Entscheidungen erfordern lebhafte Diskussionen und kollektive Vernunft.

Erhält die Messe Brünn Staatshilfe?

Ich fürchte, es wurde völlig vergessen, dass wir die ersten waren, die zu 100 Prozent betroffen waren. Die Hauptthemen sind nun Gaststätten, Tourismus und Hotels. Aber Hotels und viele andere sind  oft von Messen abhängig und wenn wir leiden,so leiden sie auch.Wir werden alle möglichen Steuererleichterungen, Unterstützungen oder Entschädigungen des Staates nutzen, aber dies alles wird uns nicht helfen. Wir brauchen die Freigabe unserer Aktivitäten, grenzüberschreitende Reisen und ein Comeback zum normalem Leben – so schnell wie möglich.

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