SALIMA TECHNOLOGY
7.-9.2. 2023
Messe für Lebensmittelindustrie und Gastronomie
In Tschechien geht es um mehr ALS Bier und Knödel
Die tschechische Nahrungsmittelindustrie ist einer der wichtigsten Wirtschaftszweige des Landes - Deutschland bleibt der maßgebliche Handelspartner.
Deutschland ist einer der wichtigsten Handelspartner für die tschechische Lebensmittelbranche: Im zweiten Quartal 2013 wurden laut des Tschechischen Statistikamtes (ČSÚ) Nahrungsmittel im Wert von 319 Millionen Euro (Umrechnungskurs 2. Quartal 2013: 25,83 CZK = 1 EUR) von Deutschland nach Tschechien eingeführt, das sind 7,1 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum und 28 Prozent der gesamten Nahrungsmittelimporte. Das macht Deutschland zum Hauptimporteur nach Tschechien. Diese Steigerung zeigt sich auch in den gesamten Nahrungsmittelimporten, die im Vergleichszeitraum um 4,3 Prozent auf ein Handelsvolumen von 1 131 Millionen Euro wuchsen. Des Weiteren konnten die Lebensmittelexporte um 5,2 Prozent auf 871 Millionen Euro zulegen.
Die Nahrungsmittelindustrie (Herstellung von Nahrungsmitteln und Getränken) war nach Angaben des Tschechischen Industrie- und Handelsministeriums 2011 nach der Automobilindustrie der zweitgrößte Industriesektor der Tschechischen Republik. 2012 waren 7 770 Betriebe in der Nahrungsmittelproduktion registriert (+9,5% im Vorjahresgleich), in der Herstellung von Getränken 1 437 (+ 13,8% im Vorjahresvergleich). Die Anzahl der Betriebe in der Nahrungsmittelindustrie steigt demnach seit 2005 kontinuierlich, während die Zahl der Beschäftigten stetig abnimmt. 2005 waren noch 117 844 Arbeitnehmer in der Nahrungsmittelherstellung und 17 949 in der Getränkeherstellung tätig, 2012 lagen diese Angaben bei entsprechend 99 888 (-18%) und 14 726 (-21,9%). Zudem steigen die Personalkosten: 2005 bis 2012 erhöhte sich der Durchschnittslohn in der Nahrungsmittelherstellung bei laufenden Preisen um 34,6 Prozent, in der Getränkeherstellung um 34,9 Prozent. Diese Anhebung liegt allerdings unter den Lohnsteigerungen der Gesamtwirtschaft, die laut ČSÚ für den genannten Zeitraum 36,9 Prozent betrugen. Darüber hinaus ist ein durchschnittliches Entgelt von monatlich 772 Euro in der Nahrungsmittelherstellung und 1 177 Euro in der Getränkeherstellung (Umrechnungskurs 2012: 25,73 CZK = 1 EUR) im europaweiten Vergleich noch immer niedrig. Beispielsweise in Deutschland lag der Durchschnittslohn in der Herstellung von Nahrungs- und Futtermitteln im Juni 2013 nach Angaben des Statistischen Bundesamtes bei 2 452 Euro, in der Getränkeherstellung bei 3 636 Euro.
Laut ČSÚ legt der Umsatz in der Nahrungsmittelherstellung nach Einbrüchen von 2008 bis 2010 in Folge der Wirtschaftskrise seit 2011 wieder zu. 2011 stieg er um 5,8 Prozent, 2012 um weitere 2,1 Prozent. Der Umsatz durch Exporte wuchs 2012 dabei mit 8,4 Prozent deutlich stärker als der Umsatz im Inland (+0,5%). In der Getränkeherstellung war der inländische Umsatz sogar rückläufig: er stagnierte um 2,5 Prozent, während der Umsatz durch Exporte um 17,3 Prozent zulegen konnte. Damit stieg der Umsatz in der Getränkeherstellung 2012 leicht um 0,6 Prozent an, in 2011 konnte er nach starken Verlusten in 2009 und 2010 um 2,6 Prozent zulegen.
Der Produktionsindex in der Nahrungsmittelherstellung ging 2008 ebenfalls zurück, erholte sich ab 2009 jedoch wieder. Seit 2011 ist die Produktion allerdings wieder rückläufig, 2012 ging sie um 1,1 Prozent zurück und auch die Zahlen für 2013 zeigen im Vorjahresvergleich von Juni 2013 eine leicht negative Tendenz (-0,2%). Die Produktion von Getränken ist, gemeinsam mit dem Umsatz, 2009 und 2010 tief eingestürzt. 2011 war ein Aufschwung von 2,7 Prozent zu verzeichnen, 2012 ging die Produktion jedoch wieder zurück (-4,2%), ebenso im Juni 2013 (-0,8% im Vorjahresvergleich).
Nach Daten des ČSÚ von Mai 2012 waren die größten Segmente der Ernährungswirtschaft in Tschechien in 2011 (gemessen am Anteil am Gesamtumsatz) Fleisch und die Produktion von Fleischwaren (20,9%), Molkereiprodukte (16,7%) und Tierfutter (15,8%). Darüber hinaus wurden 2011 am meisten Molkereiprodukte (21,7%), Fleisch- und Fleischprodukte (13,8%) und pflanzliche und tierische Öle und Fette (8,1%) exportiert. Die meisten Einfuhren stellten Fleisch- und Fleischprodukte (23,8%), davon insbesondere Schweinefleisch, Molkereiprodukte (11,5%) und pflanzliche und tierische Öle und Fette (9,8%) dar. Der einzige Sektor, in dem 2011 mehr aus- als eingeführt wurde, waren Molkereiprodukte mit einer positiven Bilanz von 146 Millionen Euro (Umrechnungskurs 2011: 24,59 CZK = 1 EUR), gesamt betrug das Handelsdefizit 1,3 Milliarden Euro.
In der Getränkeherstellung war die Handelsbilanz hingegen positiv (+14 Millionen Euro). Dieser Trend setzte sich auch in 2012 fort: das Defizit in der Herstellung von Nahrungsmitteln betrug 1,1 Millarden Euro und verringerte sich so um 19,7 Prozent. Die positive Handelsbilanz in der Getränkeherstellung konnte sich mit einem Plus von 67 Millionen Euro fast verfünffachen. Insgesamt hat die Tschechische Republik in 2012 Lebensmittel (ohne Getränke) im Wert von 4,5 Milliarden Euro (Umrechnungskurs 2012: 25,73 CZK = 1 EUR) importiert, das waren 11 Prozent mehr als 2011 und damit ein neues Rekordhoch. Außerdem konnten die Exporte um 24,1 Prozent auf 3,4 Milliarden Euro gesteigert werden. Sie gingen im zweiten Quartal 2013 vor allem in die Slowakei (28,5%), nach Deutschland (14,8%) und nach Polen (11,2%). Importe nach Tschechien kamen hauptsächlich aus Deutschland (28%), vor Polen (18,3%) und der Slowakei (8,1%). Besonders polnische Nahrungsmittel haben durch verschiedene Lebensmittelskandale einen erheblichen Imageeinbruch erlitten. Laut Polskie Radio, der öffentlich-rechtlichen Hörfunkanstalt in Polen, bestärkten die Regierungen der Slowakei und der Tschechischen Republik diesen Einbruch durch öffentliche Kritik an der Qualität polnischer Nahrungsmittel. Diese seien jedoch sicher und die polnische Nahrungsmittelindustrie möchte nun eine Marketingoffensive für polnische Produkte in Tschechien starten. Für deutsche Unternehmen ist es deswegen jetzt besonders wichtig, sich in Tschechien noch besser aufzustellen.
Der Lebensmittelhandel in der Tschechischen Republik wird vor allem von den Top 10 Handelsgesellschaften bestimmt. Deutsche Nahrungsmittelhersteller profitieren hiervon, da an den führenden Stellen große Konzerne aus Deutschland stehen (Schwarz, REWE und Globus). Zu den weiteren bedeutenden ausländischen Handelsgesellschaften auf dem tschechischen Markt gehören der britische Handelskonzern TESCO Stores und die niederländische AHOLD-Gruppe. Somit bestimmen ausländische Handelskonzerne den tschechischen Nahrungsmittelmarkt und binden die tschechischen Einkaufsgenossenschaften (Coop), die auf Platz 7 der Top 10-Liste rangieren, in einen harten internationalen Preiswettbewerb ein.
Die Haupteinkaufsplätze der Tschechen sind (Stand 11/2012) zu 47 Prozent SB-Warenmärkte und zu jeweils 18 Prozent Discounter und Supermärkte. Die Haushaltsstruktur in Tschechien setzte sich laut ČSÚ 2011 zu 33,3 Prozent aus Zweipersonen-, 23,7 Prozent Einpersonen- und 30 Prozent Dreipersonenhaushalten zusammen; die durchschnittliche Haushaltsgröße liegt bei 2,26 Personen (Deutschland 2012: 2,01). Die durchschnittlichen Ausgaben für Lebensmittel und alkoholfreie Getränke lagen im ersten Quartal 2013 pro Person und pro Monat bei 78 Euro (Umrechnungskurs 1. Quartal 2013: 25,54 CZK = 1 EUR). Das sind 2,9% mehr als im Vorjahr. Einem stärkeren Preisanstieg wirkten die Einführungen preisgünstiger Produkte sowie der starke Wettbewerb im tschechischen ebensmitteleinzelhandel entgegen. Am meisten geben die Tschechen respektive für Fleisch und Fleischwaren, dann für Milch, Milchprodukte und Eier und schließlich für Backwaren aus. Für alkoholische Getränke und Tabakwaren wurden pro Person und pro Monat im Schnitt 10 Euro ausgegeben, was 13,2% weniger als im Vorjahr sind. Nach Angaben von Eurostat verwendeten die Tschechen 2011 14,5 Prozent ihrer Konsumausgaben auf Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke (laut ČSÚ sogar 19,1 Prozent), die Deutschen 11,5 Prozent. Allerdings zeigt sich auch hier das höhere Lohn- und Preisniveau der Bundesrepublik, das weiter oben bereits angerissen wurde: 2011 wurden in Deutschland im Durchschnitt 155 Euro pro Person für Nahrungsmittel, Getränke und Tabakwaren aufgewendet (Statistisches Bundesamt), das ist fast doppelt so viel wie in Tschechien. Die Behauptung, Deutsche gäben im europaweiten Vergleich sehr wenig für Lebensmittel aus, lässt sich demnach trotz des geringen prozentualen Anteils an den Konsumausgaben nicht halten.
Die Preisentwicklungen in Tschechien spielen für die Lebensmittelindustrie eine wichtige Rolle, da der Spielraum für Konsumausgaben in den Privathaushalten beschränkt ist. Die Erhöhung des ermäßigten Mehrwertsteuersatzes auf einen der höchsten in der EU (15% seit 2013, Vergleich Deutschland: 7%) erhärtet den Preiskampf zusätzlich. Durch ihn lässt sich auch die Steigerung der Importe auf ein Handelsvolumen von 4,5 Milliarden Euro in 2012 begründen: importierte Produkte sind oft günstiger als die heimischen. Zudem stehen die grenznahen Gebiete im Ruf, eine größere Auswahl und günstigere Preise zu bieten und ziehen deshalb viele tschechische Käufer an.
„Der anhaltende Preisdruck bei einem weitestgehend gesättigten Lebensmittelmarkt ist im Moment wohl der Haupttreiber des tschechischen Nahrungsmittelhandels. Mit steigenden Ansprüchen an Lebensmittelqualität und Sicherheit wird aber auch die Produktherkunft immer wichtiger: Dabei genießen deutsche Produkte in Tschechien einen sehr guten Ruf. Außerdem wollen im Zusammenhang mit einem schnellen und aktiven Lebenstil immer weniger Leute ihre Freizeit mit einer langwierigen Essenszubereitung oder mit Einkaufen verbringen. Die Nachfrage nach Convenience-Fertiggerichten oder nach dem Lebensmitteleinkauf übers Internet nimmt deswegen stetig zu. Das steigende Ernährungsbewusstsein der tschechischen Bevölkerung führt aber auch dazu, dass anstatt Bier, Schweinebraten, Kraut und Knödel nun mehr Fisch, Geflügel, frisches Obst und Gemüse, Bio-Produkte und Wein auf den Tisch gebracht werden. Außerdem werden funktionelle und kalorienreduzierte Lebensmittel, zuckerfreie und fettarme Produkte, frische Produkte und Chilled Food sicherlich zunehmend ihren Weg in den Warenkorb der Kunden finden“, so Irena Novotná, Leiterin des Competence Center Ernährungswirtschaft der Deutsch-Tschechischen Industrie- und Handelskammer (DTIHK) in Prag. Dort unterstützt sie deutsche Unternehmen auf dem tschechischen Nahrungsmittelmarkt mit einer Vielzahl an Projekten und individuellen Dienstleistungen.
Novotnás Beobachtung zeigt sich beispielsweise am großen Erfolg der Bauernmärkte, die seit 2010 überall im Land zunehmen. Zudem hat das Landwirtschaftsministerium verschiedene Gütesiegel (KLASA, Český výrobek, Regionální potravina) entwickelt, die den Kunden die Orientierung im Sortiment erleichtern und auf hochwertige und lokale Produkte aufmerksam machen sollen. Des Weiteren macht sich das wachsende Gesundheits- und Umweltbewusstsein auch am noch sehr kleinen Biosegment deutlich, das sich erst in den letzten Jahren entwickelt hat und hauptsächlich aus deutschen Anbietern besteht. Zwar kaufen bisher laut einer Umfrage der Unternehmensberatung KPMG von Anfang 2013 erst 4 Prozent der Tschechen regelmäßig Biolebensmittel, der Hauptgrund hierfür seien die höheren Preise, dies möchte der tschechische Staat nun durch einen Aktionsplan zur Entwicklung der ökologischen Landwirtschaft aber ändern. Bis 2015 soll der Anteil ökologisch bewirtschafteter Agrarflächen an der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche auf 15 Prozent, der Anteil der Bionahrungsmittel am Lebensmittelkonsum auf 3 Prozent und der Anteil der lokalen Bioerzeugnisse am Markt auf 60 Prozent gesteigert werden.
Convenience-Produkte, frische Nahrungsmittel und nachhaltige Produktion sind somit auch die Schwerpunkte der 29. Internationalen Nahrungsmittelmesse SALIMA, der führenden Ausstellung dieser Art in Tschechien, die vom 25. – 28. Februar 2014 in Brünn veranstaltet wird. „Auf dem tschechischen Markt nehmen frische Nahrungsmittel von Jahr zu Jahr ständig zu. Dabei geht es um neue Produkte der ökologischen Landwirtschaft und gesunde Bionahrungsmittel. Das Angebot von Qualitätslebensmitteln wird immer breiter, wir sehen es vor allem an tschechischen und mährischen Landwirtschaftsprodukten und Getränken. Die Nachfrage wächst: Das macht frische Lebensmittel zu einem der Hauptthemen auf der SALIMA 2014“, äußert sich Projektleiterin der SALIMA Věra Menšíková zur Internationalen Nahrungsmittelmesse. Parallel werden die Internationale Messe für Müllereiwesen, Bäckerei und Konditorei MBK, Internationale Messe für Laden-, Hotel- und Gaststätteneinrichtungen INTECO, Internationale Fachmesse für Verpackungen und Verpackungstechnologien EMBAX und Internationale Messe für Drucktechnologien, Signmaking und Signage PRINTexpo stattfinden. 2012 nahmen 679 Unternehmen aus 26 Ländern auf 11 680 m² sowie 27 615 Bessucher aus 51 Ländern am Messeverbund teil.
In 2014 richten sich die Messen neben Fachbesuchern auch an die Öffentlichkeit. Es werden Produkte der verschiedenen Gütesiegel des Landschaftsministeriums (s.o.) präsentiert und Vertreter der nationalen Behörden, Handelskammern, Gilden und Vereinigungen erwartet. Im Rahmenprogramm wird es spezielle Tage der verschiedenen böhmischen und mährischen Küchen geben, die von Kochshows, Kochwettbewerben, Bierverkostungen, Rezeptwettbewerben und weiteren begleitet werden. Darüber hinaus werden Restaurants und Weinläden aus Brünn im Rahmen des „SALIMA Food Festival“ auf der Messe empfangen.
Im Technologiebereich werden neueste Innovationen, Anlagen und Technologien präsentiert und diskutiert. Das Fachprogramm setzt sich aus Konferenzen, Seminaren und Foren zusammen, die internationalen Austausch und Kooperation sowie Technologietransfer zum Ziel haben.
Der SALIMA-Messeverbund wird offiziell vom Landwirtschaftsministerium der Tschechischen Republik, dem Staatlichen Landwirtschaftlichen Investitionsfond (SZIF) und der Nahrungsmittelkammer der Tschechischen Republik unterstützt und von verschiedenen sachkundigen Vereinigungen beaufsichtigt.
Weitere Informationen zu den Messen sind auf www.salima.eu abrufbar.
Sophia Marie Braun
Deutsch-Tschechische Industrie- und Handelskammer