Landwirtschaftsminister im Fragenhagel
Im Rahmen der Nationalen Ausstellung für Tierzucht fand in Halle P eine öffentliche Debatte des tschechischen Landwirtschaftsministers Marian Jurečka mit dem Publikum statt. Unter anderem erklangen Informationen über Förderungen für den Milch- und Fleischsektor oder Perspektiven der Arbeit in der Landwirtschaft.
Die Fragen kamen sowohl von Besuchern der Ausstellung als auch von Facebook, wo die Debatte live übertragen wurde. Gefragt wurde zum Beispiel zur aktuellen Lage der Milch- und Schweinefleischproduktion, die sich laut Worten des Ministers bereits stabilisiert habe und im Vergleich zu anderen Ländern die Krise relativ gut überstanden hätte. „Ich kenne zum Beispiel Züchter, die von der Milchproduktion auf Fleischrinder umgesattelt haben, weiß jedoch von niemandem, der Schluss gemacht hätte. In Deutschland hat im letzten Jahr rund ein Zehntel der Landwirte aufgegeben, was bei uns nicht eingetreten ist“, sagte Minister Jurečka. Er erinnerte daran, dass die Krise bereits 2014 mit dem Anfang der russischen Sanktionen gegenüber der EU anfing, im April 2015 die Milchquoten abgeschafft wurden und die negative Situation im Milchsektor erst infolge des langfristigen Preisrückgangs voll ausbrach. „Der Rückgang innerhalb von 18 Monaten war sehr dramatisch, um 30 Prozent, was man in anderen Branchen nicht kennt. Im Ministerium waren wir deshalb bemüht, ein Maximum an Einsparungen zu finden, um 2016 den Landwirten helfen zu können, die Situation zu bewältigen. Wenn ich alle Maßnahmen zusammenzähle, nähern wir uns einem Betrag von rund 3,8 Milliarden Kronen,“ so der Minister. Sowohl im Milchsektor aus auch in der Schweinezucht ist es laut seinen Worten gelungen, dass Landwirte mit Betrieben zumindest mittleren Niveaus nicht mit Verlust abschlossen. Dieses positive Ergebnis bestätigte auch der Vorsitzende des Verbands der Züchter von Holsteinrindern Karel Horák: „Im Namen der Tierzüchter möchte ich dem Landwirtschaftsministerium für seine Unterstützung danken, ohne die wir diese Nationalen Meisterschaften schwerlich hätten veranstalten können. Dank Ihrer Hilfe haben wir die Krise bewältigt.“
Die tschechische Landwirtschaft hat stark mit dem Mangel an Arbeitskräften zu kämpfen. Ein Teil der Fragen zielte auch in diese Richtung, u.a. zu Schwierigkeiten beim Gewinnen von Arbeitnehmern aus der Ukraine. Hauptaufgabe bleibt jedoch weiterhin, die junge Generation für die Arbeit in der Landwirtschaft zu gewinnen. „Rund 40 Prozent der Arbeitnehmer in der Landwirtschaft sind über 50, deshalb bemühen wir uns auf mehreren Ebenen, die junge Generation zu motivieren. So bitten wir die Landwirte, Tage der offenen Türen zu veranstalten und ihre Farmen für Schulen zu öffnen. Landwirtschaftlichen Mittelschulen bieten wir Mittel für Ausstattung und Lehrmittel, damit sie wirklich Schulen des 21. Jahrhunderts sind. Wir bemühen uns, die Branche als attraktiv darzustellen und in die Qualität der Bildung zu investieren“, schilderte Minister Jurečka, der an den Perspektiven der Branche nicht zweifelt. „Bis 2050 wird auf der Erde ein Bevölkerungszuwachs von rund 2,5 Milliarden erwartet, und der Nahrungsmittelverbrauch sollte bis zu diesem Zeitpunkt bei steigendem Lebensniveau um 60 Prozent steigen. Die Klimabedingungen in vielen Regionen ermöglichen dabei nicht, eine Produktion zu erreichen, die die dortige Bevölkerung sättigen würde. Die Tschechische Republik und Mitteleuropa sind eine Region, in der weiterhin Raum für eine sehr gute landwirtschaftliche Produktion bleibt, natürlich unter der Voraussetzung, dass wir Bodenschutz und Wasserhaushalt in den Griff kriegen. Wenn also junge Leute eine aussichtsreiche Branche suchen, die zugleich nicht stereotyp ist, Arbeit in der Natur oder mit Tieren, sind Landwirtschaft und Ernährungsbranche die richtige Antwort“, verkündete Marian Jurečka.
In seiner Antwort auf eine weitere Frage verteidigte der Landwirtschaftsminister die aktuellen Vorgaben bei Förderungen für Nachwuchslandwirte, die von manchen als Barriere gegen den Eintritt junger Leute in diese Branche gesehen werden. „Die Förderung hat strenge Bedingungen, da gewisse Garantien dafür notwendig sind, dass der Start des Business gelingt und die eingesetzten Mittel nicht verloren gehen. In sieben Jahren des vergangenen Programmzeitraums wurden bei uns auf diese Weise 1300 anfangende Landwirte unterstützt. In den letzten zwei Jahren haben wir hier mehr als tausend Anträge, davon wurden 500 bereits genehmigt. Die Ansprüche sind also groß, jedoch zu erfüllen“, meint der Minister, laut dessen Worten das größte Problem für junge Leute, die in die Landwirtschaft gehen möchten, darin liegt, Zugriff zu Boden zu gewinnen. „Obwohl ich erfolgreiche Landwirte kenne, die zum Beispiel auf zwei Hektar anfingen und sich auf spezielle Produktionen des Typs Blaubeeren oder Heilpflanzen konzentrierten. Entscheidend ist auch die Qualität des Businessplans, der eine Marktlücke füllen kann“, ergänzte er.
Die Debatte befasste sich auch mit Maßnahmen gegen die Dürre, dem Schutz landwirtschaftlichen Bodens, dem Zugriff zu GMP und Glykophosphaten, der Vorbereitung des neuen Veterinärgesetzes oder Lösungsmöglichkeiten für das Problem zweierlei Qualität von Lebensmitteln.
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